Sie möchten einen Raum vergrößern oder zwei Räume miteinander verbinden?
Das Entfernen einer Wand bzw. das Schaffen eines Wanddurchbruchs sind hervorragende Möglichkeiten dafür. Aber wie verhält es sich mit tragenden Wänden – können Sie diese entfernen, ohne das Haus einem erhöhten Einsturzrisiko auszusetzen?
Wie erkenne ich eine tragende Wand?
Die Wände eines Hauses lassen sich grundsätzlich in tragende und nicht tragende Wände unterscheiden. In der Regel sind die Außenwände eines Gebäudes immer tragend, doch auch im Innenbereich kann es derartige Wände geben.
Diese sollen das Haus oder ein Geschoss stützen, halten die Decke, verkürzen die Deckenspannweiten und dürfen nicht ohne Weiteres entfernt werden. Nicht tragende Wände hingegen unterteilen einen großen Raum in zwei oder mehr Zimmer. Sie sind daran zu erkennen, dass sie hohl klingen: Meist sind sie aus Holz und Stahl gebaut, dieses Gerüst wurde mit Gipskartonplatten verkleidet.
Diese Trockenbauwände stellen statisch kein Problem dar, da sie lediglich den Raum aufteilen. Allerdings sind hier oft Versorgungs- und Kommunikationsleitungen verlegt, die bei einem Durchbruch umgeleitet werden müssen.
Tragende Wände sind in Neubauten seit den 1990er Jahren ab einer Stärke von 11,5 Zentimetern erlaubt – Wände mit einem geringeren Maß sind daher in der Regel nicht tragend. Gemeint ist damit aber nur das Mauerwerk! Putz und Wandbeläge zählen nicht dazu und müssen auf das Maß aufgerechnet werden.
In Altbauten können aber auch schmalere Wände tragender Art sein, vor allem in Gebäuden, die vor 1970 errichtet wurden. Bei einem Maß ab 17,5 Zentimeter ist davon auszugehen, dass die betreffende Wand tragend ist.
Warum sollte ich einen Statiker hinzuziehen?
Wer tragende Wände entfernen möchte, kommt um den Statiker nicht herum. Er kann klären, ob das Bauvorhaben wie geplant ausführbar ist, braucht dafür allerdings den Bauplan des Hauses. Gut also, wenn der Plan zum ersten Termin mit dem Statiker bereitliegt! Sind die originalen Pläne nicht mehr greifbar, können sie meist im Bauaufsichtsamt eingesehen werden.
Der Statiker wird feststellen, inwieweit die tragende Wand abgestützt werden muss (beispielsweise durch Einziehen eines Sturzes) oder ob eventuell Säulen stehen bleiben müssen, ob ein Träger eingezogen werden muss oder ob es vielleicht sogar unmöglich ist, die Wand zu durchbrechen, ohne weitere Schäden am Haus zu riskieren.
Die Kosten für den Statiker sind in jedem Fall gut investiert und schützen vor teuren Folgeschäden.
Wie lässt sich eine Abstützung einbauen?
Geht es darum, eine tragende Wand entfernen zu wollen, so ist eine seitliche Abstützung zwingend notwendig. Die Abstützung wird vor dem eigentlichen Wanddurchbruch je nach Lage ein- oder zweiseitig angebracht und muss von einem Fachmann errichtet werden.
Dies ist der wichtigste Punkt, da die gesamte Last der oberen Stockwerke nun über diese Abstützung in die Erde abgeleitet wird. Zuerst wird der Umriss des geplanten Durchbruchs aufgezeichnet, wobei im oberen Bereich der Wand der einzuziehende Stahlträger eingezeichnet werden kann. Außerdem sollten zwei bis drei Vierkanthölzer bereitliegen, die ein Maß von ca. 12 x 12 cm aufweisen. Üblicherweise werden Doppel T-Träger aus Holz verwendet.
Über die gesamte Wandlänge muss die Unterstützung zwingend durch den Fachmann in einem Abstand, welcher in der Regel durch den Statiker festgelegt wird, angebracht werden. Handelt es sich um eine tragende Zwischenwand, so muss in dem zuvor festgelegten Abstand von beiden Seiten eine Abstützung hergestellt werden. Praktisch wird das Holz parallel zur Wand an Decke und Boden durch Stahlstützen fixiert.
Die Stützen müssen durch den Fachmann und/oder Statiker in einer bestimmten Anzahl und in einem bestimmten Abstand zwischen den Hölzern angeordnet werden. Wichtig ist hierbei vor allem, dass die Stützen auf Maximalspannung ausgerichtet werden, um Setzungen zu vermeiden. Bei einer Außenwand, welche in der Regel immer tragend ist, genügt eine einseitige Abstützung im Innenraum. Die Anzahl und der Abstand der Stützen und Hölzer muss jedoch ebenfalls vom Fachmann übernommen werden.
Nun kann der Wanddurchbruch mit einem geeigneten Werkzeug herbeigeführt werden, wobei das Schneidwerkzeug direkt an der vorgezeichneten Linie entlang geführt werden sollte. Der eigentliche Durchbruch erfolgt mit einem Hammer oder Bohrhammer.
Tipp: Die Arbeit mit Hammer und Meißel ist vor allem dann zu empfehlen, wenn die Steine aus der Wand noch anderweitig verwendet werden sollen und nicht kaputt gehen dürfen. Zuletzt wird der Stahlträger eingesetzt und mit einem guten Mörtel eingemauert.
Welches Werkzeug zum Entfernen tragender Wände?
Wer tragende Wände entfernen möchte, braucht hochwertiges Werkzeug:
- Hammer und Meißel
- Vorschlaghammer
- Bohrhammer
- Schutzbrille
- Handschuhe
- Gehörschutz
- Atemschutz
Am besten wird das Werkzeug schon vor Beginn der Bauarbeiten bereitgelegt, damit die Arbeiten flüssig vorangehen können. Hammer und Meißel kommen übrigens auch bei großen Wänden zum Einsatz, wenn die Kanten sauber herausgeschlagen werden müssen!
Welche Methoden zum Entfernen einer tragenden Wand gibt es?
Um eine tragende Wand entfernen zu können, kommen verschiedene Methoden zur Anwendung. Die wohl einfachste Art ist die, Hammer und Meißel einzusetzen – allerdings ist diese Variante sehr mühselig und eher für kleine Durchbrüche geeignet.
Wer eine ganze Wand entfernen will, muss ein größeres Werkzeug einsetzen. Dann kommt der Bohrhammer zum Einsatz, der grob und schnell arbeitet. Soll nicht die komplette Wand entfernt, sondern nur ein Wanddurchbruch erstellt werden, ist Vorsicht geboten: Schnell ist mit diesem großen Werkzeug mehr von der Wand weggenommen als geplant!
Eleganter ist das Arbeiten mit dem Winkelschleifer, der die Wand mithilfe seiner Diamantscheiben einfach auftrennt. Vor allem bei Porenbetonsteinen und Gipskarton funktioniert das gut, bei Steinwänden ist etwas mehr Kraft nötig. Für die Wände, die an die zu entfernende tragende Wand anstoßen, ist die Methode mit dem Winkelschleifer allerdings sehr schonend.
Gibt es Metallarmierungen in der Wand, wird der Winkelschleifer jedoch vor große Probleme gestellt.
Geht es nur um einen kleinen Durchbruch, kann auch ein Kernbohrer ausreichend sein. Dieser ist mit einem Industriediamanten ausgestattet und kann ein Loch in die Wand fräsen. Den ausgefrästen Teil behält das Gerät in sich, was vor allem im Hinblick auf die Schmutzentwicklung von Vorteil ist. Solch ein Werkzeug kann sogar ausgeliehen werden!
Welche Vorbereitungen müssen vor dem Entfernen einer tragenden Wand getroffen werden?
Wichtig ist vor allem, die gesamte Baustelle vor Schmutz zu schützen, denn dieser tritt bei einem Durchbruch bzw. beim Entfernen der Wand in großen Mengen auf. Folien, die dicht abgeklebt werden, sind daher der erste Schritt der Vorbereitungen und werden auch vom Profi großzügig verlegt. Gerade feiner Staub lässt sich ansonsten nur schwer wieder entfernen, zumal er wirklich in jede Ritze kriecht!
Zu den Vorbereitungen zählt auch, das Mauerwerk durch den bereits weiter oben angeführten Statiker prüfen zu lassen und herauszufinden, ob Versorgungsleitungen in der Wand verlegt worden sind. Danach erst kann das Anzeichnen des Durchbruchs erfolgen, wobei die Maße beim Durchbruch immer ein wenig großzügiger sein müssen.
Wird die komplette tragende Wand entfernt, kann das Anzeichnen entfallen, denn in der Regel wird diese an den Seiten herausgenommen. Verlangt die Statik des Hauses aber, dass Stützen vorhanden bleiben, muss der Sturz eingezogen werden und das Herausschneiden der Wand erfolgt anhand einer vorherigen Zeichnung, die die Stützen als eine Art Säulen übrig lassen.
Wie kompliziert ist der Durchbruch?
Das Entfernen der tragenden Wand bzw. das Herbeiführen eines Durchbruchs ist nicht sonderlich schwer, die Vorbereitungen und das Schaffen der nötigen Voraussetzungen sind die größere Herausforderung. Wichtig: Wer den Ausschnitt mit einem Winkelschleifer vornehmen will, sollte immer mehrere Diamantscheiben parat haben, denn diese werden schnell stumpf, wenn die Wand eine tragende und somit aus massivem Stein gemauert ist.
Kommt der Bohrhammer zum Einsatz, wird zuerst mit dem Meißel der Putz entfernt, danach kann alle zehn Zentimeter ein Loch gebohrt werden. Die Abstände können aber auch größer oder kleiner ausfallen, was vor Ort nach der Beschaffenheit der Wand zu entscheiden ist.
Generell ist das Entfernen einer tragenden Wand nicht kompliziert, erfordert lediglich etwas Körperkraft und Durchhaltevermögen. Dennoch gibt es verschiedene Situationen, in denen ein Heimwerker nicht selbst zur Tat schreiten, sondern sich an einen Fachbetrieb wenden sollte.
Was kostet das Entfernen tragender Wände?
Die Kosten für das Entfernen einer tragenden Wand sind unterschiedlich und richten sich unter anderem danach, ob ein Bauunternehmen damit beauftragt wird oder der Heimwerker selbst zur Tat schreitet. Der Statiker muss in jedem Fall bezahlt werden und kostet zwischen 300 und 2.500 Euro (je nach Umfang seiner Leistungen).
Das Entfernen der tragenden Wand sollte von einem Fachmann ausgeführt werden. Hierzu holt man sich am besten den Profi vor Ort, gibt diesem die berechnete Statik und lässt sich anschließend ein Angebot erstellen.
Ein professionelles Angebot sollte dabei folgendes beinhalten: die Einrichtung der Baustelle mit den notwendigen Maschinen, die Abbrucharbeiten, die Entsorgung und Entsorgungskosten des anfallenden Materials und das Einbauen des errechneten Sturzes. Die Kosten können je nach Größe der Öffnung und Wandbeschaffenheit variieren und sind daher nicht zu pauschalisieren.
Wann sollte ein Handwerker die Arbeiten durchführen?
Der Profi muss immer dann herangezogen werden, wenn es um die Beurteilung der Statik geht und darum, eine tragende Wand zu entfernen. Ebenfalls sollte das Umlegen von elektrischen Leitungen oder von Wasser- und Abwasserleitungen niemals in Eigenregie durchgeführt werden, zu groß ist die Gefahr, dass am Ende etwas schiefgeht.
Eine Telefon- oder Internetleitung hingegen kann ein Heimwerker auch selbst neu verlegen, vor allem, wenn er bei Errichtung des Hauses und bei der Einrichtung der ursprünglichen Leitungen dabei war oder ebenfalls Hand angelegt hat. Wichtig ist aber immer, sich genau darüber zu informieren, wo welche Leitung verläuft, damit es nicht zu unliebsamen Überraschungen beim Durchbrechen der Wand kommt.
Generell gilt: Wer unsicher ist, sollte sich unbedingt an eine fachkundige Baufirma wenden. Aus Kostengründen ist es in der Regel möglich, Eigenleistungen zu erbringen und den Rechnungspreis damit etwas niedriger zu gestalten.
Wichtig: Folgeschäden sind in der Regel immer teurer, als wenn von Anfang an ein Profi beauftragt wird! Ein Riss im Gebäude aufgrund der Entfernung einer tragenden Wand ist keine Seltenheit und leider auch keine Kleinigkeit.
Bildquelle: unsplash.com / Aarón Blanco Tejedor