Immer wieder stolpert man bei der Vorstellung von Baumaßnahmen, aber auch bei zahlreichen Hausbauprojekten, die beispielsweise auf Online Portalen, in Zeitschriften und Werbeprospekten vorgestellt werden, über den Begriff Rohbau. Aber wofür steht dieser überhaupt? Welche Bauteile eines Gebäudes zählen zum Rohbau? Diesen und weiteren Fragen geht der folgende Beitrag auf den Grund.
Was versteht man unter Rohbau?
Unter dem Begriff Rohbau ist ein Bauwerk zu verstehen, dessen Fundament inklusive Fundamentplatte, Außenmauern und Dachkonstruktion bereits fertiggestellt ist. Fenster wurden hier allerdings noch nicht eingebaut, auch die Fassadenverkleidung fehlt, genauso der Innenausbau. Wurde der Dachstuhl aufgesetzt, findet meist ein kleines Richtfest statt, an dem neben dem Bauherrn und dessen Familie alle am Hausbau Beteiligten teilnehmen. Das Richtfest ist der Abschluss der Rohbauarbeiten. Ein Prüfstatiker nimmt nach der Fertigstellung die Rohbauarbeiten als fehlerfrei ab. Erst danach kann mit dem Innenausbau begonnen werden.
Leider gibt es keine bundeseinheitliche Definition zum baulichen Umfang eines Rohbaus. Einige Bundesländer haben jedoch im Rahmen ihrer Landesbauordnung Regelungen erlassen, die festlegen, zu welchem Zeitpunkt ein Rohbau fertig ist. Diese Regelungen gehören zum bauordnungsrechtlichen Verfahren, in denen Rohbauabnahmen beschrieben werden. In Niedersachsen besagt beispielsweise der § 80 der dortigen Bauordnung, dass ein Rohbau als fertig gilt, „wenn die tragenden Teile, die Schornsteine, die Brandwände und die Dachkonstruktion“ errichtet wurden.
Gibt es in Ihrem Bundesland keine verbindlichen Regelungen, so ist es sinnvoll, vertraglich genau festzulegen, welche Kriterien für den Abschluss der Rohbauarbeiten gelten.
Wer ist für die Planung der Bauarbeiten zuständig?
Die Planung des Rohbaus liegt in den Händen des beauftragten Architekten. Viele Baufirmen arbeiten dazu mit eigenen Architekten zusammen oder beschäftigen einen solchen sogar. Die Planung des Rohbaus ist Teil der Hochbauplanung. Der Rohbau stellt das Tragwerk des Hauses dar. Deshalb werden zu den Planungsarbeiten auch Tragwerksplaner hinzugezogen. Nicht nur bei großen Bauvorhaben, sondern auch von privaten Bauherren werden oft Generalunternehmer beauftragt, die dann die einzelnen Gewerke koordinieren.
Im Übrigen wird oft anstelle des Begriffs „Rohbaugewerk“ die Bezeichnung „Bauhauptgewerk“ verwendet. An der Fertigstellung des Rohbaus sind oft mehrere Gewerke gleichzeitig beteiligt. Dazu können beispielsweise
- Stahlbetonbauer,
- Maurer,
- Stahlbauer und
- Zimmerer/Holzbauer
gehören.
So wird ein Rohbau errichtet
Nachdem die Planungsarbeiten abgeschlossen, die Baugenehmigungen eingeholt sind und erstes Baumaterial sowie die notwendigen Werkzeuge angeliefert wurden, wird zuerst die Baugrube ausgehoben. Daraufhin wird das Fundament gegossen, welches für die Stabilität des Hauses sorgt. Von der Tragfähigkeit des Bodens und der maximalen Belastbarkeit des Bauobjektes hängt es ab, was für ein Fundament gewählt wird. Zur Auswahl stehen unter anderem
- Streifenfundamente,
- Punktfundamente und
- Fundamentplatten.
Im nächsten Schritt werden die Außen- und Innenwände gemauert bzw. anderweitig hochgezogen (beispielsweise als Fertigteile). Nachdem die Treppen und Geschossdecken erbaut wurden, folgt zum Schluss die Dachkonstruktion. Sind diese Arbeiten korrekt erledigt, wird der Tragwerkprüfer seine Zustimmung zum Ausbau des Hauses geben.
Die wichtigsten Gewerke beim Rohbau
Dem Architekten kommt bei der Planung und Überwachung des Hausbaus eine Schlüsselrolle zu. Er erstellt den Grundriss sowie den Bauplan und beachtet dabei die statischen und gesetzlichen Vorgaben. Natürlich finden die Wünsche des Bauherrn bei der Planung so weit wie möglich Berücksichtigung. Während der Bauarbeiten ist der Architekt eine Art Bauleiter, sofern ein solcher nicht zusätzlich bestimmt wurde, und überwacht die Errichtung des Rohbaus.
Wird das Haus in Massivbauweise errichtet, so kommen hier Stahlbetonbauer zum Einsatz. Sie reichern den Beton mit Bewehrungsstahl an, was dazu führt, dass die Zugkräfte des Bauwerkes reduziert werden. Werden größere Bauteile nicht vor Ort errichtet, sondern schon fertig geliefert (beispielsweise Außen- oder Innenwände und Zwischendecken), so sorgen Stahlbetonbauer dafür, die Bauteile fachmännisch miteinander zu verbinden.
Holzbauer bzw. Zimmerleute sind beim Rohbau für die Errichtung aller Holzbauteile zuständig. Handelt es sich bei dem Gebäude um ein Holzhaus, so fertigen sie das gesamte Tragwerk des Hauses. Bei massiv errichteten Gebäuden sind sie in der Regel für den Dachstuhl zuständig, der aus großen Holzbalken besteht. Wird das Gebäude in Holztafelbauweise errichtet, so sind die Holzbauer auch für diese Arbeiten zuständig.
Für das Errichten der Wände und Decken sind die Maurer zuständig.
Mögliche Probleme beim Rohbau
Immer wieder kommt es bei Rohbauten zu Problemen mit der Feuchtigkeit. Wird diese nicht rechtzeitig bemerkt, so kann sie das Mauerwerk durchdringen und zu Schimmelbefall führen. Die Beseitigung dieses Mangels führt zu zeitlichen Verzögerungen des Baus, aber unter Umständen auch zu höheren Kosten. Feuchtigkeit kann beispielsweise dann ins Mauerwerk eindringen, wenn der Rohbau im Untergrund oder im Kellerbereich nicht richtig gedämmt wurde. Kommt es durch Fehler bei der Bauausführung zu einem Eintritt von Grund- oder Regenwasser, so kann sich ebenfalls Schimmel bilden. Schlimmstenfalls fällt dieser erst auf, wenn auch der Innenausbau schon erfolgt ist. Oft kommt es auch bei Winterbaustellen zu Feuchtigkeit im Mauerwerk. Hier muss der Rohbau nach seiner Fertigstellung erst noch trockengelegt werden.
Wie geht es weiter?
Ist der Rohbau fertiggestellt und durch den Prüfstatiker (Tragwerkprüfer) des Bauaufsichtsamtes abgenommen worden, können nun die Fenster und Türen eingesetzt, die Verkleidung der Fassade angebracht, der Innenausbau und der Ausbau des Dachstuhles in Angriff genommen werden. Einige der Arbeitsschritte können auch parallel ablaufen, um den Bau so möglichst schnell fertigstellen zu können.