Der Rohbau wurde, wie von uns versprochen, Ende Oktober fertiggestellt und der Dachstuhl wurde ebenfalls vor dem Winter errichtet – nun war es sprichwörtlich an der Zeit, das Richtfest zu feiern. Doch: Was genau ist ein Richtfest? Ist das Richtfest heutzutage überhaupt noch üblich? Was haben wir als Bauunternehmen davon? Im Folgenden kläre ich darüber auf und zeige auf wie wir uns diese alte Tradition zu Nutze machen.
Was ist ein Richtfest?
Ein Richtfest wird gefeiert, sobald die Grundform des Hauses zu erkennen ist. Dies ist der Fall, wenn wir als Rohbauer mit unseren Arbeiten fertig sind und der Dachstuhl durch einen Zimmermann errichtet wurde. Dann kann das Haus „getauft“ werden.
Der Bauherrenschaft soll durch das Richtfest prinzipiell Glück und Segen gespendet werden. Darüber hinaus bedankt man sich bei den bisher am Bau beteiligten Firmen. Gastgeber, Ausrichter und Finanzier des Richtfests ist natürlich: der Bauherr.
Woher kommt diese Tradition?
Die Wurzeln des Richtfests ranken mindestens bis in das 14. Jahrhundert zurück. Zu damaligen Zeiten war es üblich, dass die gesamte Nachbarschaft am Bau mitgeholfen hat und dementsprechend zusammen gefeiert wurde. Nach und nach wurden die Arbeiten dann aber von Fachleuten ausgeführt.
Das Richtfest war einerseits Dank an Nachbarn und Dorfgemeinschaft. Andererseits handelt es sich laut Experten um ein Ritual zur Lösung von Verbindlichkeiten; dies sei im Mittelalter nicht ungewöhnlich gewesen – das Haus sollte frei von Verbindlichkeiten sein. Gleichzeitig war es natürlich eine Art Aberglaube: Gott sollte das neu gebaute Haus vor Unheil und überirdischen Kräften wie Blitzschlag und Feuer schützen.
Ist die Tradition heute noch üblich?
Heutzutage ist das Richtfest ein immer weniger gesehenes Event. Meiner Meinung nach hängt dies auch mit der Wandlung unserer Gesellschaft und vor allem mit der aufkommenden Hektik beim Hausbau zusammen. Die Schnelllebigkeit lässt alte Traditionen aussterben und vernachlässigt dadurch Werte wie Großzügigkeit und Dankbarkeit. Kurz gesagt nehmen sich viele einfach nicht mehr die Zeit, nach der „gröbsten Arbeit“ die einmalige Gelegenheit zu nutzen, den Wohntraum zu feiern.
Nichts desto trotz freuen wir uns immer über die Einladung eines Bauherren zu einem Richtfest, da dies gleichzeitig ein Ausdruck der Zufriedenheit darstellt. Verpflichtend ist dieses Event jedoch nicht und jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er dieses einmalige und emotionale Erlebnis mit allen am Bau beteiligten Menschen teilen möchte.
Was bringt uns als Firma ein Richtfest?
Wir sind ein kleiner Betrieb, der händeringend Fachkräfte sucht und sich vor allem für neue Nachwuchskräfte engagiert. Gleichzeitig haben wir natürlich volle Auftragsbücher und Kunden, die auf die Realisierung ihres Projekts warten.
Durch diesen herausfordernden Alltag kann die Stimmung im Team schnell einmal kippen und daher ist es uns wichtig, zusammen etwas zu unternehmen. Ein Richtfest zu feiern, bei dem wir selbst den Rohbau erstellt haben, stärkt unser WIR-Gefühl und macht uns darüber hinaus stolz.
Der Mensch ist die wichtigste Ressource in der heutigen Zeit und sollte daher immer im Mittelpunkt stehen. Zusammen Erfolge zu feiern und seine Leidenschaft zu teilen macht uns als Team glücklich und motiviert uns für die kommenden Projekte.